127
erschien die Bibel in lateinischer Sprache in drei Bänden vollständig
gedruckt, und ein Jahr später waren auch die Psalmen gedruckt zu
haben. Bald folgten Bibelübersetzungen nach, deren es schon vor
Luthers Zeit 14 in hochdeutscher und 6 in plattdeutscher Mundart
gab. Und nun war das Thor geöffnet, durch welches Bildung und
Unterricht in alle Welt hinaus strömten. Die Wissenschaften wur-
den immer mehr Gemeingut, was bald den entschiedensten Einfluß
auf die Cultur des Volkes äußerte und eine höhere Geistesbildung
für spätere Zeiten vorbereitete.
Eine andere, gleichfalls wichtige und folgenreiche Erfindung ist
die des Schießpulvers. Ein Franziskanermönch, B e r t h o l d
Schwarz, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts zu Freiburg
in Baden lebte, beschäftigte sich gerne mit naturwissenschaftlichen
Versuchen. Als er nun einmal Schwefel, Salpeter und Kohlen in
einem Mörser stampfte und die Oeffnung theilweise mit einem Steine
bedeckt hatte, schlug er in der Nähe Feuer an, mit Stahl und Stein,
wie es damals gewöhnlich geschah. Da fuhr ein Funke in den nicht
vollständig bedeckten Mörser; die Masse entzündete sich und der Stein
flog mit einem fürchterlichen Knalle in die Höhe. Man kann sich
denken, wie der Mönch über dies unerwartete Ereigniß erschrocken
seyn mag! — Mit mehr Genauigkeit, aber auch mit viel mehr Vor-
sicht wiederholte er seine Versuche und machte sodann seine Erfin-
dung bekannt. Zuerst machte man mörserähnliche Röhren, bedeckte
sie mit großen Steinen oder schob diese in die Röhren hinein, worauf
man die Pulvermasse durch eine kleine, nahe am Boden ange-
brachte Oeffnung entzündete. Darauf verlängerte man die Röhren,
aus denen man Steine und später eiserne Kugeln von ungeheurer
Größe tausend Schritte weit schoß. So erfand man die Kanonen,
die zuerst zum Tragen eingerichtet waren, worauf man endlich auf
die Erfindung der Büchsen und Musketen kam, die man immer mehr
vervollkommnete, und die jetzt hauptsächlich, wie die Kanonen, im
Kriege angewendet werden, wodurch im Laufe der Zeiten eine völlige
Umgestaltung im Heer- und Kriegswesen entstanden ist.
51. Die Entdeckung Amerika's.
Eines der merkwürdigsten Ereignisse am Schluffe des Mittel-
alters ist die Entdeckung Amerikas, welche für diesen Erdtheil selbst,
so wie für Europa die wichtigsten Folgen hatte.
Schon in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts hatten
die Portugiesen aus der Westseite Afrika's große Entdeckungen ge-
macht, welche einen kühnen Seemann, Christoph Columbus
(geboren zu Genua um das Jahr 1447), auf den Gedanken brachte,
daß ein bequemerer Seeweg nach Ostindien zu finden seyn müßte,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
284
. Verkauf von Waaren aller Art. Diese Stadt ist der Mittelpunkt des
deutschen Buchhandels und zählt selbst über 120 Buchhändler. Es
erscheint wohl nirgends ein Buch, das nicht hier zu haben wäre.
Zur Meßzeit versammeln sich hier viele Hundert Buchhändler aus
allen Ländern in dem schönen Buchhändler- und Börsengebäude, wo
sie mit einander abrechnen. Leipzig ist auch geschichtlich merkwürdig
geworden durch die Schwedenschlacht 1631, noch mehr aber durch die
große Völkerschlacht gegen Napoleon 1813. Die Eisenbahn zwischen
Leipzig und Dresden gehört zu den befahrensten in Deutschland.
Als bedeutende Fabrifftädte sind zu nennen: Chemnitz, Bau-
tzen, Plauen und Reichenbach mit wichtigen Wollenwebereien.
In Schwarzenberg ist eine Drahtzieherei, in welcher Draht von
solcher Feinheit erzeugt wird, daß ein Zentner Eisen 582,000 Ellen giebt.
Vii. Die thüringischen Länder.
Diese Länder, von denen immer eines durch das andere, sowie
durch sonstige kleinere Länder und Gebietstheile in mehrere Stücke
zerschnitten wird, liegen im Herzen Deutschlands, und es ist eine
große Aufmerksamkeit erforderlich, um dieselben genauer kennen zu
lernen. Sie bilden die langschmale Gebirgslandschaft Thüringens,
deren Boden wenig ergiebig ist und nur Kartoffeln, Flachs und
Holz hervorbringt, jedoch schöne Weiden hat. Die tiefern Thäler
und niederen Gegenden haben dagegen eine mildere Luft und frucht-
baren, wohlangebauten Boden. Der Thüringerwald, ein 15 Mei-
len langes Gebirg, zieht durch diese Länder hindurch, die sich von
Westen nach Osten folgendermaßen an einander anreihen:
1) Das Herzogthum Sachsen Meiningen-Hildburghausen
mit der Hauptstadt Meiningen.
2) Das Herzogthum Koburg-Gotha mit der Residenzstadt
Koburg.
3) ' Das Großherzogthum Weimar mit der gleichnamigen
Hauptstadt.
4) Das Herzogthum Sachsen-Altenburg mit der Residenz-
stadt Altenburg.
Zwischen diesen vier sächsischen Herzogthümern liegt
5) Das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, und nörd-
lich von demselben, im Umfang der preußischen Provinz Sachsen,
breitet sich
6) Das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen aus.
Weiter gegen Süden, im Osten an das Königreich Sachsen
grenzend, stnden wir die Fürstenthümer
7) Reuß-Greitz und
81 Reuß-Schleiz mit den gleichnamigen Hauptstädten.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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126
sie Vieles aufwendeten, um den Gottesdienst durch würdige und er-
hebende Gesänge zu verherrlichen und ihre Kirchen durch kunstvolle
Gemälde und Statuen zu schmücken; zudem beförderten sie auch die
Wissenschaften, welche in den finstern und rohen Zeiten der
früheren Jahrhunderte allein in den Klöstern gepflegt wurden, denen
wir ausschließlich die Erhaltung derselben verdanken.
Auch durch nützliche Erfindungen zeichneten sich die Deutschen
schon im Mittelalter rühmlich aus. So erfand ein deutscher Mönch
schon um das Jahr 1000 die Rödernhreu, die natürlich noch sehr
unvollkommen waren, aber im Lause der nächsten Jahrhunderte
schon sehr verbessert wurden, und noch vor dem Schlüsse des fünf-
zehnten Jahrhunderts gab es schon eierförmige Taschenuhren, die
ein Nürnberger Uhrenmacher, Namens Peter Hele, erfunden hatte;
man nannte dieselben Nürnberger Eier, und sie waren allerdings
gegen unsere fetzigen Cylinderuhren noch sehr plump. Aber wie
würde dieser jedenfalls verdienstvolle Mann sich erst verwundern,
wenn er eines jener feinen und künstlichen Uhrwerke sehen könnte,
die man in unserer Zeit in den Knopf eines Ringes oder einer
Brustnadel einfügt? —
Eine weitere, sehr wichtige Erfindung der Deutschen ist die Be-
reitung des Papiers aus Leinwandlumpen, ans welche man schon
um das Jahr 1300 kam. Sodann erfand Jürgens in Brann-
schweig 1530 ein Werkzeug, das besonders deutschen Hausfrauen lieb
geworden ist, nämlich das Spinnrad. Auch die Kupferstecherknnst
sollen die Deutschen erfunden haben.
Die wichtigste und einflußreichste aller Erfindungen ist jedoch
unstreitig die Bnchdruckerknnst. Durch diese Kunst wurden Bücher,
die vorher mühsam abgeschrieben werden mußten, schnell vervielfältigt
und kamen um billigen Preis in Jedermanns Hände, während
früher z. B. eine geschriebene Bibel drei- bis vierhundert Gold-
gulden kostete. Schon zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts
kannte man die Formschneidekunst; man schnitt nämlich allerlei Hei-
ligenbilder auf hölzerne Täfelchen, bestrich sie mit Farbe und druckte
sie sodann auf Papier oder Pergament ab. Dieses Verfahren leitete
zuerst auf den Gedanken, Wörter, und zuletzt ganze Seiten verkehrt
in Holztafeln zu schneiden und abzudrucken; da man aber solche
Holztafeln nur zu Einem Buche brauchen konnte, so versuchte Jo-
hann Guttenb erg aus Mainz zuerst um'das Jahr 1440 die
einzelnen Buchstaben auf gleichlange buchene Stäbchen zu schnei-
den und daraus ganze Seiten zusammen zu setzen, die sodann mit
Dinte oder Lampenruß geschwärzt und abgedruckt wurden. So
konnte man nun schon die gleichen Buchstaben auch wieder zu jedem
andern Druck zusammen setzen; da sie aber leicht zerbrachen, so ver-
fertigte er später solche Buchstaben aus Metall. Um das Jahr 1456
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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345
154. Ins Pulver.
Daß unser schwarzes Schießpulver aus Salpeter, Schwefel und Kohlen--
staub bestehe, weiß jetzt fast jedes Kind; wer aber zuerst die Massen also ge-
mischt, oder mit andern Worten, wer das Pulver erfunden habe, weiß
Niemand. Schon vor 1600 Jahren brannten die Chinesen in Asien allerlei
schöne Feuerwerke damit ab, und vor 700 Jahren schon sprengten die Deut-
schen^ in den Silberbergwerken des Rammelsberges bei Goslar am Harz das
Gestein mit Hülse des Pulvers; aber noch ward es nicht gebraucht, um Men-
schenleben zu rauben. Wer zuerst das Pulver im Kriege anwandte, ist
eigentlich ebensowenig bekannt, als wer es erfunden. Gewöhnlich zwar nennt
man als den Erfinder der Pulvergeschütze Berthold Schwarz. Dieser lebte
im 14. Jahrhundert als Mönch in einem Kloster zu Frciburg in Baden. In
der Einsamkeit und Stille seiner Zelle grübelte er über viele Dinge, dachte,
wie viele Leute seiner Zeit, vielleicht auch darüber nach, ob er nicht den Stein
der Weisen, d. h. die Kunst erfinden könne, aus Steinen u. dergl. Gold zu
machen. Das war nun freilich nicht gescheidt, und viele Weise jener Zeit find
über diesem Suchen zu Thoren geworden. Er mischte nun und mischte immer
zu, Vieles und Vielerlei; aber immer wollte eben nicht kommen, was er
suchte. Einmal zerstieß er auch Schwefel, Salpeter und Holzkohlen im
eisernen Mörser zu seinem Staub und deckte den Mörser mit einem Steine zu.
• Indeß hatte sich der Tag geneigt, und der Mönch wollte sich ein Licht an-
schlagen, um besser sehen zu können. Er war noch eben au der Arbeit, da
mit einemmal blitzte und kitallte es ihm um die Ohren, und der Stein vom
Mörser fuhr prasselnd an die Decke hinauf; — denn ein Funken war in den
Mörser gefallen. Was Berthold hier mit Schrecken bemerkte, theilte er
Andern mit. Man dachte weiter darüber nach und fing nach und nach an,
solche Mörser mit in den Krieg zu nehmen und daraus erst Steine, später-
eiserne Kugeln gegen die Feinde zu schießen. Kurz, es wurden hernach die
sahkbaren Kanonen und die tragbaren Gewehre erfunden, und Berthold
Schwarz, der Mann im Friedenshause, wird als der erste Urheber der vor-
* nehplsten Werkzeuge im Krieg genannt.
, ' Freilich war das Feuergewehr im Anfang noch lange nicht so voll-
kommen tvie jetzt. Zum Losschießen einer Fliitte, damals Hakenbüchse ge-
nannt, waren zwei Mann nöthig, einer, um eine Gabel unterzustellen, der
andere, um zu zielen und zu zünden. Etwas brennenden Schwamm oder
eine Lunte hielt man an das Pulver; erst im sechzehnten Jahrhundert erfand
man das Fetierschloß.
Napoleon ließ Mörser gießen, aus welchen Kugeln von 600 Pfund
U mittelst einer Ladung von 45 Pfund Pulver geschossen wurden. Als er,
" um sie einzuweihen, den ersten dieser Mörser selbst losbrannte, sprang ihm
das Blut aus Ohren und Mund, und zwei Tage lang blieb er taub. Die
Kugel ging eine Stunde weit.
Wie schrecklich auch diese Gewalt des Feuergewehrs ist, so sind doch durch
sie die Kriege weniger blutig geworden. In früheren Zeiten kämpfte Mann
gegen Mann, und war die Erbitterung groß, so konnte eine Schlacht zmveilen
mit der gänzlichen Vernichtung einer Partei endigen, und die Zahl der Todten
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz Berthold Berthold
Schwarz Napoleon
346
überstieg zuweilen 100,000. Jetzt hängt die Entscheidung der Schlachten
^mehr von dem überlegenen Talent des Feldherrn, von der Anordnung des
Angriffs und der Vertheilung der Heermassen ab, und im Ganzen wird jetzt
das Menschenleben viel mehr geschont.
155. Die Auchdruckerkunst.
Wer vor 500 und mehr Jahren gern ein Buch haben wollte, mußte es
sich, wenn ers nicht kaufen konnte, selbst abschreiben, oder von den Mönchen
abschreiben lasten, und das kostete natürlich viel Geld.
Im Ja^^l274 war der Preis einer schön geschriebenen Bibel mit Aus-
legung -chrt*sfr, und eine ganz gewöhnliche Abschrift des Psalters mit An-
merknngen kostete vor dem Jahr 1300 nach unserem Geld wenigstens 9l^-st.
Damals waren dies- Mgeheure Summen; denn es erhielt ein Taglöhner
täglich nur Täglohn, so daß er um eine solche Bibel hätte fünfzehn
Jahre arbeiten müsten, während-.««s^Vtzt- dreißig--bis - vierzig Kreuzer ver-
dienen kann, je nachdem -das Geschafv istt'wmd nne-Bil^wenn er ganz arm
ist, unentgeltlich, oder nm ^er^mnd-.^wezig-chm^drlißig Kre«^er erchält, also
nicht immerxinen Taguchw-dazw^örmch^
Der römische Kaiser Eonstantin (um 325 n. Chr.) ließ einmal 20 Bibeln
auf seine Kosten abschreiben und beschenkte damit 20 christliche Gemeinden.
Das war damals ein wahrhaft kaiserliches Geschenk. In früheren Zeiten
hatten daher nur ganz reiche Leute Bücher; arme konnten sich keine kaufen,
konnten auch selten lesen. Um das Jahr 1420 kam man aber darauf, die
Buchstaben einer Seite im Buch verkehrt auf ein Brett zu schneiden, anzu-
schwärzen und abzudrucken. Das ging gut. Mit einem solchen Brett voller
Buchstabenformen konnte man schnell viele tausend Seiten derselben Art
drucken, und die Bücher wurden nun schon ein gut Theil wohlfeiler. Beson-
ders druckte Lorenz Coster zu Hartem in Holland viele Bücher auf diese Weise,
und darum behaupten auch die Holländer, sie seien die Erfinder der Buch-
druckerkunst. Dastelbe sagen aber auch die Deutschen, mit welchem Rechte,
<chas wird sich gleich zeigem/ Kurz nach Coster, im fünfzehnten Jahrhundert,
lebte in der Stadt Main^dazwischenhtnein auch in Straßburg, ein Edelmann,
Johann Gensfleisch von Sorgen loch zum guten Berg, kurzweg
Gutenberg genannt. Der schnitt die Buchstaben nicht auf einem Brette
aus, sondern aus Köpfen von hölzernen, darauf von bleiernen Stäben, band
diese Stäbchen zusammen, druckte sie ab und konnte sie nun nach dem Ge-
brauche wieder aufbinden und zu andern Wörtern zusammensetzen. Mit dieser
Anwendung beweglicher Lettern (Buchstaben) war der wichtigste Theil der
folgenreichen Erfindung vorhanden. Als Schwärze gebrauchte Gutenberg
Dinte und Lampenruß. Er wünschte seine Erfindung gerne ins Große zu
treiben; darum verband er sich, da er selbst arnl war, mit dem reichen Gold-
schmid Johann Fust oder Faust in Mainz, und das Unternehmen gelang
vollkommen. Später entzweiten sich die beiden Männer, und der eigennützige
Fust zog einen geschickten Gießer von Gernsheim, Namens Peter Schöffen,
der schon vorher Gehülfe bei ihm war, in das Geschäft. Dieser Schösser
bereitete eine tauglichere Metallmischung aus Blei und Zinn für die Lettern,
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Lorenz_Coster Johann_Gensfleisch Johann Gutenberg Gutenberg Johann_Fust Johann Fust Gernsheim Peter_Schöffen
Extrahierte Ortsnamen: Holland Main^dazwischenhtnein Straßburg Mainz
347
und eine bessere und dauerhaftere Druckerschwärze. Besonders aber erfand er-
den Guß der Lettern. Durch ihn wurde Gutenbergs Erfindung weiter ge-
führt und vollendet. Das erste größere Werk, das aus Gutenbergs Druckerei
hervorging, war eins, lateinische Bibel in drei Bänden, wahrscheinlich im Jahr
1456 vollendet.^Mn Psalter, den die Bibliothek zu Stuttgart besitzt, ist im
Jahr 1457 gedruckt, und zwar ausgezeichnet salu^ Faust^jst^'-ann im
Lande umher und verkaufte seine Bibeln, das Stück um chnnvert und
alle Welt erstaunte über den unerhört billigen Preis. Die Mönche aber, die
nun Nichts mehr mit Abschreiben verdienten, erstaunten am meisten, und
wußten sich am Ende vor Grimm nicht anders zu helfen, als daß sie zum
Volke sagten: „Faust stehe mit dem Teufel im Bunde, und die rothen Buch-
staben auf den Titelblättern seien mit Menschcnblut gefärbt!" Doch laßt die
Mönche reden! Wir wollen unserem Gott herzlich danken „für das höchste
und letzte Geschenk" (wie Luther sich ausdrückt), „durch welches Gott die Sache
des Evangelii forttreibt", und das Wort, das uns unterweisen kann zur Selig-
keit, auch in die Hütten der Armen bringt. Gutenberg, der Erfinder, mußte
später seine Druckerei aus Noth verkaufen, und starb arm, nachdem er die Welt
bereichert, im Jahr 1467.
In der neueren Zeit sind in dieser Kunst, welche so wichtig für die
Bildung der Völker geworden ist, wesentliche Verbesserungen angebracht
worden.^,Man. .hat Druckerpressen, die mit Hülfe der Dampfkraft in einer
Stunde/M^O Bogen drucken. Ja in Nordamerika soll im Jahr 1853 eine
Schnellpresse erfunden worden sein, welche in einer Stunde 30,000 Zeitungs-
blätter liefert.
./Die Landeseinwohner zerfielen in die vier Klassen: Geistlichkeit, Adel, Bürger
und Bauern. Die eigentlichen Bauern, mit eigenem (Stund und Boden, hatten z. B-
über Mangel an Rechtsschutz zu klagen; aber sie erlangten zweierlei, was in manchen
-andern Ländern den Bauern erst später oder gar nicht zu Theil wurde: das Recht,
die großen Höfe zu. theilen, und Antheil an den landständischcn Berathungen. Die
Leibeigenen, d. h. solche Bauern, die nicht eigenen Grund und Boden besaßen, ge-
hörten mit Leib und Gut ihrem Herrn und mußten mancherlei Frondienste leisten
und Abgaben aller Art bezahlen. Ihr Herr durste sie verschenken, vertauschen und
t gering war im Lande die Zahl der Juden. Durch ihre Betriebsamkeit
wurden sie reich. Aber zuweilen geschah eö, daß ein Kaiser einem Landcsherrn
den Gefallen that und ihn von allen Jndenschulden freisprach. Das Volk schrieb
allerlei Unglück, wie Mißwachs, Hagel, Brand, den Inden zu und mißhandelte sie
aufs härteste. Sie wohnten in den Städten gemeiniglich abgesondert; daher rührt
noch an manchen Orten der Name Jndengasse.
^ An der Spitze der Verwaltung des Landes stand die sogenannte Kanzlei. Das
oberste Gericht war ursprünglich das Landgericht zu Cannstatt, das unter freiem
Himmel gchalten wurde. Mehr nach Herkommen und Gewohnheit als nach einem
156. Württemberg unter den Grafen.
Vom dreizehnten bis fünfzehnten Jahrhundert.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
380
zur Vorbildung junger Leute für die Hochschule, die Erweiterung des theologischen
Stifts in Tübingen zur Heranbildung von evangelischen Geistlichen, die Vereinigung
der Einkünfte von Kirchen, Klöstern und andern geistlichen Stiftungen zu einem
Kirchengute, das auf ewige Zeiten zum Unterhalt der Kirchen und Schulen dienen
sollte — alle diese und ähnliche Einrichtungen beweisen, wie Christoph auch für die
Kirche und das geistliche Wohl seines Volkes unermüdet thätig gewesen ist. Für die
Bildung des Volks, und namentlich der Jugend, sorgte dieser Landesvater treulich
und weise. In allen Orten des Landes wurden Schulen angeordnet, damit die
Jugend in der Furcht Gottes, rechter Lehre und guter Zucht wohl unterrichtet
werde; und auch die Mädchen sollten am Schulunterricht Theil nehmen, was bisher
nur in etlichen Schulen geschehen war. Die Schulmeister sollten nur noch nebenbei
Meßner sein, da die Meßnereien durch Abschaffung der katholischen Gebräuche einen
großen Theil ihrer Beschäftigung verloren hatten, aber nicht mehr auch noch Büttel
und Feldschützen sein. Auf dem Landtage im Jahre 1565 ward feierlich gelobt,
„daß Herr und Land zur Erhaltung der erkannten und bekannten Wahrheit all ihr
äußerstes Vermögen, Leibs, Guts und Bluts zusammensetzen und durch die Gnade
des Allmächtigen beständig dabei bleiben wollen."
ie „allgemeine Laudinspection", welche Christoph anordnete, hatte den Auf-
ngel und Gebrechen, so wie Nachlässigkeiten der Staats- und Kirchendiener
ind Stelle zu untersuchen, und zu diesem Ende, wo sie es für nöthig hielt,
unversehens an den einzelnen Orten Erkundigungen einzuziehen. Und so vollendete
er das große Werk, das er sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, den innern Aus-
bau des Staats- und Kirchengcbäudes von Württemberg, zu dem Eberhard den Grund
gelegt hatte. Seine Staats - und Kirchen-Anstalten haben ihre Zweckmäßigkeit und
Dauerhaftigkeit bis ans den heutigen Tag bewährt, und namentlich diejenigen, welche
» er für die Erziehung und Bildung der Jugend gestiftet, sind immer noch ein Kleinod
des Vaterlandes, um das uns andere Länder beneiden.
O Jedoch nicht allein auf das Vaterland, sondern auch aufs Ausland erstreckte
'sich seine eifrige Thätigkeit. Bei den damals herrschenden Religivnsstreitigkeitcn in
der protestantischen Kirche führte er mit seinen Gelehrten die erste Stimme, und
namentlich bei dem im Jahr 1555 gehaltenen Reichstag zu Augsburg, wo haupt-
sächlich durch seine Thätigkeit der allgemeine Religionsfriede zu Stande kam, der
sich auf alle katholischen und lutherischen Stände erstreckte. Er gab sich alle Mühe,
sämtliche Protestanten zu einer Einheit zu bringen, und nahm sich auch seiner
Glaubensgenossen in Oesterreich, Ungarn, Croatieu, Polen, der Schweiz und Frank-
reich mit Rath und That an. Unter seinem Schutze entstand die erste Bibelanstalt.
Im Jahre 1562 nemlich wurde unter Leitung des Freiherrn Hans Ungnad von
Sounegg, der früher österreichischer Gesandter in Constantiuopel gewesen war, eine
eigene Druckerei in Urach angelegt, in welcher mehrere Schriften des neuen Testa-
ments und andere evangelische Bücher in slavonischer Sprache bis zu einer Anzahl
von 25,000 Exemplaren gedruckt wurden, die man dann in Steiermark, Kärnthen
und Krain und andern slavischen Ländern verbreitete. Merkwürdigerweise käm nach-
her diese Druckerei in den Besitz der Gesellschaft zu Verbreitung des katholischen
Glaubens (Propaganda) in Rom.
t Nie hat Württemberg eine glänzendere Periode gehabt, wo sein Einfluß auf
ntscheidung der wichtigsten Reichsangelegenheiten sichtbarer war, 1 ein Ansehen am
kaiserlichen Hofe und aus den Reichstagen ununterbrochener sich gleich blieb, als unter
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Christoph Christoph Kirchengcbäudes_von_Württemberg Eberhard Hans_Ungnad_von
Sounegg Württemberg
463
in der Sprache der Neuseeländer abgegangen waren, schreibt ein
christlicher Prediger im Jahr 1846: Ich reiste kürzlich 800 (englische)
Meilen und fand allenthalben, daß die Landeseingeborenen im Besitz
von Neuen Testamenten waren und täglich in der Stille für sich darin
lasen, um über ihren wichtigen Inhalt nachzudenken. Zudem kommen
beinahe alle Einwohner der Dörfer zweimal des Tages zusammen,
um das Buch Gottes sich öffentlich vorlesen zu lassen, wobei sie aller-
lei Fragen vorlegen und sich Auskunft darüber erbitten. Das sind
Leute, die noch vor wenigen Jahrzehnten ihre gefangenen Feinde
geschlachtet, gebraten und aufgefressen haben.
Auch der armen Blinden hat die fleißige Bibelgesellschaft nicht
vergessen. Sie hat die Evangelien und andere biblische Bücher so
drucken lassen, daß die Leute, welche das Wort nicht mit den Augen
zu lesen im Stande sind, dies nun mit ihren Fingern thun können.
Ein Blinder in Neuwürttemberg erhielt im Jahr 1846 zum Neujahr
einen Psalter mit erhabener Schrift. Obgleich der Tastsinn seiner
Hände früherhin durch Frost gelitten hatte, las er doch so fleißig
darin, daß er in kurzer Zeit die fünfzig Psalmen des ersten Bandes
auswendig wußte. Einer blinden Fran in England wollten nicht
einmal die Finger mehr zum Lesen ihren Dienst thnn; denn die Haut
au ihren Fingerspitzen war durch Spinnen und andere Handarbeiten,
mit denen sie sich ehrlich durchzubringen suchte, so rauh und grob
geworden, daß sie die Buchstaben mm recht durchfühlen konnte. Sie
suchte mit einem Messer die harte Haut zu entfernen, aber vergebens;
sie verwundete nur darüber einen Finger. Indem sie mit demselben
an den Mund fährt, den Schmerz zu lindern, wird sie inne, daß die
Haut ihrer Lippen ja viel weicher und zarter sei. Sie versucht nun,
ob sie nicht mit den Lippen die Buchstaben besser erkennen und durch-
fühlen könnte, und siehe da! es gelingt ihr so mit Hülfe der Lippen,
die sie über den Linien hinbewegte, vollständig lesen zu lernen. So
schlürfte sie nun mit durstigen Zügen unmittelbar an der Lebensquelle
das Wasser, auf das, wie der Herr sagt, einen nimmermehr dürstet.
Die britische und ausländische Bibelgesellschaft hat in drei und
vierzig Jahren ihres Bestehens mindestens eben so vielen Exemplaren
der Bibel das Dalein gegeben, als vor ihrer Entstehung je in der
Welt geschrieben und gedruckt worden sind. Und dei^wch muß man
auch bei dieser großen Thätigkeit der Bibelgesellschaften immer noch
sagen: „Was ist das unter so Viele?" — Denn man kann an-
nehmen, daß kaum erst der zwölfte Theil der gesamten Menschheit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Neuwürttemberg England
345
154. Das Pulver.
Daß unser schwarzes Schießpulver aus Salpeter, Schwefel und Kohlen-
staub bestehe, weiß jetzt fast jedes Kind; wer aber zuerst die Massen also ge-
mischt, oder mit andern Worten, wer das Pulver erfunden habe, weiß
Niemand. Schon vor 1600 Jahren brannten die Chinesen in Asien allerlei
schöne Feuerwerke damit ab, und vor 700 Jahren schon sprengten die Deut-
schen in den Silberbergwerken des Rammelsberges bei Goslar am Harz das
Gestein mit Hülfe des Pulvers; aber noch ward es nicht gebraucht, um Men-
schenleben zu rauben. Wer zuerst das Pulver im Kriege anwandte, ist
eigentlich ebensowenig bekannt, als wer es erfunden. Gewöhnlich zwar nennt
man als den Erfinder der Pulvergeschütze Berthold Schwarz. Dieser lebte
im 14. Jahrhundert als Mönch in einem Kloster zu Frciburg in Baden. In
der Einsamkeit und Stille seiner Zelle grübelte er über viele Dinge, dachte,
wie viele Leute seiner Zeit, vielleicht auch darüber nach, ob er nicht den Stein
der Weisen, d. h. die Kunst erfinden könne, aus Steinen u. bergt. Gold zu
machen. Das war nun freilich nicht gescheidt, und viele Weise jener Zeit sind
über diesem Suchen zu Thoren geworden. Er mischte nun und mischte immer
-zu, Vieles und Vielerlei; aber immer wollte eben nicht kommen, was er-
suchte. Einmal zerstieß er auch Schwefel, Salpeter und Holzkohlen im
eisernen Mörser zu feinem Staub und deckte den Mörser mit einem Steine zu.
Indeß hatte sich der Tag geneigt, und der Mönch wollte sich ein Licht an-
schlagen, um besser sehen zu können. Er war noch eben an der Arbeit, da
mit einemmal blitzte und knallte es ihm um die Ohren, und der Stein vom
Mörser fuhr prasselnd an die Decke hinauf; — denn ein Funken war in den
Mörser gefallen. Was Verthold hier mit Schrecken bemerkte, theilte er
Andern mit. Man dachte weiter darüber nach und fing nach und nach an,
solche Mörser mit in den Krieg zu nehmen und daraus erst Steine, später
eiserne Kugeln gegen die Feinde zu schießen. Kurz, es wurden hernach die
fahrbaren Kanonen und die tragbaren Gewehre erfunden, und Berthold
Schwarz, der Mann im Friedenshause, wird als der erste Urheber der vor-
nehmsten Werkzeuge im Krieg genannt.
Freilich war das Feuergewehr im Anfang noch lange nicht so voll-
kommen wie jetzt. Zum Losschießen einer Flinte, damals Hakenbüchse ge-
nannt, waren zwei Mann nöthig, einer, um eine Gabel unterzustellen, der
andere, um zu zielen und zu zünden. Etwas brennenden Schwamm oder
eine Lunte hielt man an das Pulver ; erst im sechzehnten Jahrhundert erfand
man das Feuerschloß.
Napoleon ließ Mörser gießen, aus welchen Kugeln von 600 Pfund
mittelst einer Ladung von 45 Pfund Pulver geschossen wurden. Als er,
um sie einzuweihen, den ersten dieser Mörser selbst losbrannte, sprang ihm
das Blut aus Ohren und Mund, und zwei Tage lang blieb er taub. Die
Kugel ging eine Stunde weit.
Wie schrecklich auch diese Gewalt des Feuergewehrs ist, so sind doch durch
sie die Kriege weniger blutig geworden. In früheren Zeiten kämpfte Mann
gegen Mann, und war die Erbitterung groß, so konnte eine Schlacht zuweilen
mit der gänzlichen Vernichtung einer Partei endigen, und die Zahl der Todten
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Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz Berthold
Schwarz Napoleon
346
überstieg zuweilen 100,000. Jetzt hängt die Entscheidung der Schlachten
mehr von dem überlegenen Talent des Feldherrn, von der Anordnung des
Angriffs und der Vertheilung der Heermaffen ab, und im Ganzen wird jetzt
das Menschenleben viel mehr geschont.
155. Die Dmh-ruckerlmiist.
Wer vor 500 und mehr Jahren gern ein Buch haben wollte, mußte es
sich, wenn ers nicht kaufen konnte, selbst abschreiben, oder von den Mönchen
abschreiben lassen, und das kostete natürlich viel Geld.
Im Jahr 1274 war der Preis einer schön geschriebenen Bibel mit Aus-
legung 360 fl., und eine ganz gewöhnliche Abschrift des Psalters mit An-
merkungen kostete vor dem Jahr 1 300 nach unserem Geld wenigstens 90 fl.
Damals waren dies ungeheure Summen; denn es erhielt ein Taglöhner
täglich nur 472 kr. Taglohn, so daß er um eine solche Bibel hätte fünfzehn
Jahre arbeiten müssen, während einer jetzt dreißig bis vierzig Kreuzer ver-
dienen kann, je nachdem das Geschäft ist, und eine Bibel, wenn er ganz arm
ist, unentgeltlich, oder um vier und zwanzig bis dreißig Kreuzer erhält, also
nicht immer einen Taglohn dazu braucht.
Der römische Kaiser Eonstantin (um 325 n. Ehr.) ließ einmal 20 Bibeln
auf seine Kosten abschreiben und beschenkte damit 20 christliche Gemeinden.
Das war damals ein wahrhaft kaiserliches Geschenk. In früheren Zeiten
hatten daher nur ganz reiche Leute Bücher; arme konnten sich keine kaufen,
konnten auch selten lesen. Um das Jahr 1420 kam man aber darauf, die
Buchstaben einer Seite im Buch verkehrt aus ein Brett zu schneiden, anzu-
schwärzen und abzudrucken. Das ging gut. Mit einem solchen Brett voller
Buchstabenformen konnte man schnell viele tausend Seiten derselben Art
drucken, und die Bücher wurden nun schon ein gut Theil wohlfeiler. Beson-
ders druckte Lorenz Coster zu Hartem in Holland viele Bücher auf diese Weise,
uüd darum behaupten auch die Holländer, sie seien die Erfinder der Buch-
druckerkunst. Dasselbe sagen aber auch die Deutschen, mit welchem Rechte,
das wird sich gleich zeigen. Kurz nach Coster, im fünfzehnten Jahrhundert,
lebte in der Stadt Mainz, dazwischenhinein auch in Straßburg, ein Eoelmann,
Johann Gensfleisch von Sorgenloch zum guten Berg, kurzweg
Gutenberg genannt. Der schnitt die Buchstaben nicht auf einem Brette
aus, sondern auf Köpfen von hölzernen, darauf von bleiernen Stäben, band
diese Stäbchen zusammen, druckte sie ab und konnte sie nun nach dem Ge-
brauche wieder aufbinden und zu andern Wörtern zusamniensetzen. Mit dieser
Anwendung beweglicher Lettern (Buchstaben) war der wichtigste Theil der
folgenreichen Erfindung vorhanden. Als Schwärze gebrauchte Gutenberg
Dinte und Lampenruß. Er wünschte seine Erfindung gerne ins Große zu
treiben; darum verband er sich, da er selbst arm war, mit dem reichen Gold-
schmid Johann Fust oder Faust in Mainz, und das Unternehmen gelang
vollkommen. Später entzweiten sich die beiden Männer, und der eigennützige
Fust zog einen geschickten Gießer von Gernsheim, Namens Peter Schöffer,
der schon vorher Gehülfe bei ihm war, in das Geschäft. Dieser Schöffer
bereitete eine tauglichere Mctallmischung aus Blei und Zinn für die Lettern,
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Extrahierte Personennamen: Lorenz_Coster Johann_Gensfleisch_von_Sorgenloch Johann Gutenberg Gutenberg Johann_Fust Johann Gernsheim Peter_Schöffer
Extrahierte Ortsnamen: Holland Mainz Straßburg Mainz